Dienstag, 31. März 2015

31. März 1946: Jahrestag des Rheinübergangs

Ende März wurde es in der Stadt sehr lebhaft. Die Franzosen bereiteten sich vor, den Jahrestag des Rheinübergangs festlich zu begehen. Die Posten vor den verschiedenen Gebäuden, die von der Besatzung belegt waren, wurden endgültig eingezogen. Auf dem Marktplatz wurde eine Tribüne errichtet; Hauptstrasse, Bahnhofstrasse, Königsplatz und Ludwigstrasse waren blau-weiss-rot zu beflaggen, wozu das Stadtbauamt französische Fahnen von anderen Städten auslieh. Das Altpörtel hatte blau-weiss-rote Schärpen an und trug vorn und hinten ein Wappen mit den Insignien der 1. französischen Armee "Rhin et Danube". Triumpfbögen wurden gebaut. Am Rhein wurde mit drei Pontons ein Brückenstumpf gebaut, der die vor einem Jahr geschlagene Brücke versinnbildlichen sollte. Daneben kam eine behelfsmässige Gedenktafel zur Aufstellung mit der Inschrift: "Lei fut lancé le Ier Pont francais sur le Rhin (3 Avril 1945) - "Hier wurde die 1. französische Brücke über den Rhein geschlagen (3. April 1945). Das Jahresfest selbst wurde am Sonntag, den 31. März 1946 abgehalten. Dazu waren 200 Offiziere unterzubringen. Nach französischer Quelle nahmen nicht weniger als 25 bis 30 Generäle teil. Das militärische Gepränge war gross. Es defilierten zwei Regimenter - Spahis mit reitender Schimmelmusik, Marokkaner, Turkos, Infanterie, Alpenjäger, Artillerie, schwere und leichte Panzer, Brückenpioniere mit Pontons - eine kleine Rheinflotte und eine Luftflotte von 6 Einheiten. Während der Truppenschau am Sonntag, die durch eine dreiviertelstündige Ansprache des Generals de Lattre de Tassigy vor dem Dom eingeleitet wurde, mussten die Fenster geschlossen bleiben. Durch Plakatanschlag waren die Hausbesitzer aufgefordert, mit bayrischen und städtischen Fahnen zu flaggen. Durch die Panzer wurden einige Strassenecken verständlicherweise schwer mitgenommen.
Stadtarchiv Speyer, Fotosammlung 233-1, Nr. 010941.

Eine scherzhafte Inschrift wurde in die Sandsteinmauer der Wachstube beim Kasernenhof eingemeiselt : "Am 23.III.45 hat Adolf Hitler diese Kaserne der französischen Kavallerie übergeben."

Die militärischen Posten vor den Gebäuden blieben eingezogen. Vor dem Militärgouvernement wurde in der Folge ein deutscher Polizeiposten aufgestellt.

Manche Strassen und Landstrassen, die im Lauf der Ereignisse ganz zerfahren waren, wurden allmählich in Reparatur genommen, sobald etwas Material zur Verfügung stand. Die Lauf- und Deckungsgräben usw. ausserhalb der Felder, die noch in den letzten Kriegsmonaten mühsam ausgehoben worden waren, kamen nach und nach im Weg des freiwilligen, durch das Arbeitsamt durchgeführten Arbeitsdienstes wieder zur Eindeckung.

Das erste Jahr der Besetzung hatte gegen 500 geschlechtskranke Frauen und Mädchen zur Folge (vor dem Krieg waren es vielleicht 20), wovon die jüngste 16 1/2 Jahr alt war und die älteste 62. Das Verhalten vieler war unwürdig und wurde auch von den Besatzungsbehörden so empfunden.




   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen